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Welche Rolle spielt die Leber bei Alpha-1-Antitrypsinmangel?

27.04.2021

Alpha-1-Antitrypsinmangel wird auch als Laurell-Eriksson-Syndrom bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Erbkrankheit, bei der im Körper das Enzym Alpha-1-Antitrypsin fehlt, was zu Schäden u.a. in Lunge und Leber führen kann.

Der Alpha-1-Antitrypsinmangel (kurz ALPHA-1 genannt) ist eine Erbkrankheit, bei der eine falsche genetische Information bewirkt, dass das Enzym Alpha-1-Antitrypsin (AAT) nicht richtig, vermindert und gar nicht gebildet wird. Bei gesunden Menschen wird AAT in der Leber produziert. Das Enzym hat eine wichtige Funktion in der Immunabwehr im gesamten Körper, ganz besonders aber in der Lunge.1 Es ist ein Schutzeiweiß der Lunge.2

AAT als Schutzeiweiß

Potenzielle Krankheitserreger gelangen über die Atemwege in die Lunge. Um sie abzuwehren oder abzutöten, setzt die Lunge auf verschiedene Abwehrmechanismen, unter anderem neutrophile Granulozyten, eine Art weiße Blutkörperchen. Sie setzen ein Enzym frei, das Krankheitserreger zerstört, aber auch das Lungengewebe angreifen kann. Damit das nicht passiert, wird im Körper AAT produziert, welches das Enzym inaktiviert und das Lungengewebe schützt. Wird zu wenig oder kein AAT produziert, zerstört das Enzym nach und nach das Lungengewebe. Folgeerkrankungen wie ein Lungenemphysem können entstehen.1

Lunge und Leber

Die häufigste Folge eines Alpha-1-Antitrypsinmangels ist eine COPD, oft in der Folge mit einem Lungenemphysem. Die Stoffwechselkrankheit macht sich durch Atemnot, Husten und Auswurf bemerkbar. In späteren Stadien können auch die Leber und die Haut betroffen sein.1 Beim AAT-Mangel ergibt sich das Problem, dass das Alpha-1 in der Leber polymerisiert (verklumpt) und nicht mehr oder nur teilweise ausgeschleust werden kann. Was also in der Lunge zu wenig ist, ist gleichzeitig in der Leber zu viel. Selbst Kinder und Jugendliche können bereits an den Folgen des AAT-Mangels leiden.2 So ist ALPHA-1 die häufigste Ursache für genetisch bedingte Lebererkrankungen bei Kindern.3 Bei ihnen zeigt sich der Alpha-1-Antitrypsinmangel durch hohe Leberwerte und vergrößerte Organe.2 Es besteht die Gefahr einer Leberentzündung, in schweren Fällen sogar einer Leberzirrhose (Schrumpfung der Leber). Eine Leberentzündung äußert sich durch Symptome wie Fieber, Müdigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Außerdem kann es zu Gelbsucht kommen. Anzeichen einer Leberzirrhose sind Leistungsminderung, Müdigkeit und eine anhaltende Konzentrationsschwäche. Eine Leberzirrhose gilt als mögliche Vorstufe von Krebs (fakultative Präkanzerose). Das bedeutet, dass sich aus ihr im Extremfall ein Tumor entwickeln kann.1

Eine Lebererkrankung wird vor allem durch Stoffwechselfaktoren wie Übergewicht und Diabetes sowie übermäßigen Alkoholkonsum begünstigt. Für die Leber gab es bisher keine Therapien, abgesehen von einer Lebertransplantation als letzte Option. In den letzten Jahren wurden jedoch mehrere Therapiekonzepte entwickelt, um die AAT-Produktion zu korrigieren.2

Häufigkeit

ALPHA-1 ist unter Menschen mit europäischer Abstammung eine der häufigsten Erbkrankheiten. In Europa sind davon etwa 2,5 von 10.000 Menschen betroffen; ALPHA-1 kommt also etwa so häufig vor wie Typ-1-Diabetes oder Cystische Fibrose.3 Bis zu 50 % aller erwachsenen ALPHA-1-Patienten entwickeln eine Leberschädigung.4

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Alpha1