Ein akutes Lungenversagen ist lebensgefährlich – rasches, professionelles Handeln ist Pflicht. Es gilt, vor allem die zugrunde liegende Erkrankung zu therapieren.
Es gibt verschiedene Ursachen für ein akutes Lungenversagen, das auch ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrom), Schocklunge oder akutes Atemnotsyndrom genannt wird. Lungenentzündung ist die häufigste Ursache – auch im Rahmen von chronischen Lungenerkrankungen –, aber auch Blutvergiftung, das Einatmen von Rauch, giftigen Dämpfen oder Wasser kann ARDS verursachen.1
Intensivstation und Beatmung
Die typischen Anzeichen eines akuten Lungenversagens sind Atemnot, schnelle Atmung, beschleunigter Herzschlag und eine Blaufärbung der Haut aufgrund des Sauerstoffmangels. Da ARDS immer lebensgefährlich ist, ist es ein Fall für die Intensivstation und erfordert meist eine künstliche Beatmung. Die Lunge wird dabei geschädigt, Flüssigkeit sammelt sich an und verschlechtert die Funktion erheblich. Organe und Gewebe erhalten dadurch nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe.1
Trotz der intensiven Behandlung ist das ARDS mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Weltweit liegt die Häufigkeit des akuten Lungenversagens zwischen 13 und 69 pro 100.000 Einwohner:innen pro Jahr – je nach Literatur und Studie. Etwa sieben Prozent aller Betroffenen, die Ärzt:innen auf der Intensivstation behandeln, entwickeln ein ARDS. Diese Zahl erhöht sich auf 12,5 Prozent, wenn Patient:innen länger als 24 Stunden auf der Intensivstation bleiben.1
Stadien und Behandlungsoptionen
Ein akutes Lungenversagen beginnt mit einem Lungenödem, das sich entwickelt, weil aus den Blutgefäßen vermehrt Flüssigkeit in die Lunge gelangt. Das belastet die Lungenbläschen (Alveolen) und ihren Schutzfilm. Entzündungsbotenstoffe und Immunzellen sammeln sich in der Lunge an. Das Bindegewebe in der Lunge in der Lunge vermehrt sich aufgrund der Entzündung und es kommt zur Fibrose. Die Lunge kann sich dadurch schlechter ausdehnen und wird nicht mehr ausreichend belüftet. Schließlich kollabieren die Lungenbläschen beim Ausatmen und ein normaler Gasaustausch in der Lunge sowie die Sauerstoffversorgung des Körpers sind nicht mehr möglich. Drei Schweregrade – mild, moderat und schwer – werden bei einem ARDS unterschieden.1
Nach einer körperlichen Untersuchung mit Abhören von Herz und Lunge kommen weitere Untersuchungen zum Einsatz: Blutuntersuchung, Röntgen, Sputumanalyse, Blutgasanalyse, Ultraschall, Computertomografie, EKG (Herzultraschall) oder ein Rechtsherzkatheter.1 Teil der Therapie ist es, zunächst die auslösende Ursache auszuschalten, daher wird eine Lungenentzündung möglichst rasch mit geeigneten Antibiotika behandelt. Dazu kommen weitere unterstützende Therapien, etwa Schmerzmittel, kreislaufstabilisierende Medikamente, Cortison, muskelentspannende Medikamente oder Blutverdünner.1,2 Mit der sogenannten CPAP-Beatmung (Continuous Positive Airway Pressure) wird die zu schwache Eigenatmung der Patient:innen künstlich verstärkt. In manchen Fällen ist auch eine ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) möglich. Dabei wird dem Blut der Patient:innen außerhalb des Körpers Kohlendioxid entzogen und Sauerstoff zugeführt. Eine Lagerungstherapie gilt als unterstützende Maßnahme – in Bauchlage steigt der Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut.2