Wandern liegt im Trend – es ist umweltfreundlich, für eine besonders breite Bevölkerungsschicht geeignet, naturnah, leicht durchführbar und natürlich sehr gesund. Doch wie gehen Lungenpatient:innen damit um? Und wie relevant ist die Höhe?
Grundsätzlich gehört Wandern zu einem aktiven Lebensstil dazu. Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten wie Asthma oder COPD können ebenfalls sehr von Bewegung und sportlicher Betätigung profitieren. Bleiben sie aktiv, ist es möglich, die Atemnot zu reduzieren, das gesundheitliche Befinden zu verbessern und die Teilhabe am Leben zu verbessern.2 Wandern in großen Höhen mit spektakulärem Gipfelsieg sind jedoch ein anderes Thema.
Höhe belastet alle Lungen
Die Berge „rufen“ auch Menschen mit einer kranken Lunge. Lungenpatient:innen müssen den Urlaub im Gebirge nicht zwingend absagen, aber eine gute Vorbereitung und das Mitführen einer adäquaten therapeutischen Ausrüstung ist unumgänglich. Es gibt jedoch durchaus Patient:innen, denen vom Aufenthalt in großen Höhen eher abzuraten ist.1
Zunächst einmal sollte eines klar sein: Auch Menschen, die die Bergwelt gewohnt sind, können große Höhen unangenehm bis belastend spüren. Ab einer Höhe von 1.500 Metern sind Schlafstörungen und in den ersten Nächten eine periodische Atmung mit Sauerstoffmangel weit verbreitet. Die FEV1, die Einsekundenkapazität der Lunge, nimmt ab. Außerdem werden die kleinen Lungenarterien verengt, sodass es zum Anstieg des Lungenarteriendrucks kommt.1
In Höhen über 3.000 Metern entwickeln bis zu 50 % der Menschen aus dem Tiefland eine akute Höhenkrankheit, die bis zum höhenbedingten Hirnödem führen kann. Dass Lungenkranke, die schon im Tiefland eine gestörte Atmung und einen beeinträchtigten Gasaustausch aufweisen, in der Höhe besondere Risiken haben, liegt da auf der Hand. Deshalb sollten sie je nach Grunderkrankung entweder gar nicht oder nur gut vorbereitet in die Berge starten.1
Risikopatient:innen
Unbehandelten Schlafapnoe-Patient:innen droht bereits bei einem Aufenthalt in Höhen bis zu 2.590 Meter ein erhebliches kardiovaskuläres Risiko. Sie leiden häufig unter vermehrten Atempausen, Schlafstörungen, erhöhtem Blutdruck, Beinödemen und Herzrhythmusstörungen. Daraus ergibt sich, dass Schlafapnoe-Patient:innen in der Höhe unbedingt nachts die CPAP-Therapie oder alternativ eine individuell angepasste Unterkieferprotrusionsschiene anwenden sollen sowie eventuell zusätzlich eine Medikamententherapie.1
Schon ab 1.500 Metern Höhe sinkt bei Patient:innen mit COPD der Sauerstoffpartialdruck deutlich ab. Besonders gefährdet scheinen jene mit verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit, niedriger FEV1 und niedrigem paO2-Ausgangswert zu sein. Wissenschaftliche Daten zum Aufenthalt von COPD-Patient:innen in Höhen oberhalb 3.048 Metern fehlen. Es gilt, individuell zu beurteilen, ob ein Höhenaufenthalt gefährlich werden könnte. Der Nikotinverzicht ist für alle COPD-Kranken Voraussetzung für die Fahrt in die Berge.1
Asthmatiker:innen mit gut kontrollierter Erkrankung dürfen ohne große Einschränkungen in die Berge. Bei ihnen scheint sogar ein Aufstieg bis zu 5.000 Meter möglich. Ihre übliche Medikation sollten sie dabei selbstverständlich weiterführen. Starke körperliche Belastungen bei trockener Kälte sind allerdings zu vermeiden, da dies Asthmaanfälle auslösen kann. Einen gewissen Schutz bieten über Mund und Nase gelegte Tücher, um die Einatemluft zu befeuchten und zu erwärmen. Sicherheitshalber sollten Asthmatiker:innen ihr Notfallspray immer parat haben. Nicht ausreichend eingestellte Asthmapatient:innen sind vor einem Trip in die Berge eindringlich zu warnen.1
Für Patient:innen mit Lungenhochdruck birgt Höhenbergsteigen ein großes Risiko, da verschiedene Eskalationsstufen entstehen können, die unter anderem zum Entstehen von Lungenödemen führen können. Zusätzliche Sauerstoffgaben können eventuell das Risiko schmälern.1
Basis-Tipps für den Höhenaufenthalt1
- ausreichend und zu regelmäßigen Zeiten schlafen
- Alkohol, Nikotin, Beruhigungsmittel meiden
- Reiseroute mit langsamem und körperlich nicht übermäßig belastendem Aufstieg wählen
- Schlafen möglichst in geringerer Höhe
- bei hyperreagiblen Atemwegen keine Belastung in kalter und trockener Luft, ggf. Halstücher vor Nase und Mund, um die Einatemluft zu wärmen und zu befeuchten