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Zu viel Sauberkeit kann krank machen

25.02.2019

Zu viel Sauberkeit kann krank machenEine Untersuchung besagt, dass Kinder auf Bauernhöfen besser vor Asthma und Allergien geschützt sind, weil sie mehr unterschiedlichen Bazillen und Pilzen ausgesetzt sind als Kinder in der Stadt. Zwar haben die Hygienemaßnahmen in den Industrieländen die Überlebenschancen von Säuglingen und Kindern im vergangenen Jahrhundert enorm verbessert, aber möglicherweise kann man es mit der Hygiene auch übertreiben. Laut der Hygiene-Hypothese, die bereits vor mehr als 20 Jahren formuliert wurde, brauchen Kinder Kontakt mit Dreck und Mikroorganismen, um ein funktionierendes Immunsystem zu entwickeln. Denn ein ausgeglichenes Immunsystem ignoriert Allergene wie Hausstaub oder Pollen. Bei Allergikern aber wird der vermeintliche Feind mit aller Macht bekämpft: Die Atemmuskulatur verkrampft, die Schleimhaut der Bronchien schwillt an.

Der Bauernhof-Effekt

Es hat sich erwiesen, dass Kinder, die am Bauernhof groß werden und sich viel in Ställen von Kühen, Schweinen, Geflügel und Pferden aufhalten, seltener an Allergien und Asthma erkranken als Stadtkinder. Das Streicheln von Katz und Kuh sowie der Schluck Milch direkt im Stall können Asthma vorbeugen, wie nun Forscher der Uni Zürich herausgefunden haben. Vor allem bestimmte Mikroben, die bei Kühen vorkommen, gelten als allergiemindernd. Die Forscher gehen davon aus, dass die Bauernhof-Kinder sich genauso häufig mit Erregern anstecken wie Kinder, die nicht auf Bauernhöfen leben, die Infekte allerdings anders verarbeiten und keine Symptome entwickeln. Denn Kinder, die sich in Tierställen aufhalten, atmen eine komplexe Mischung von Mikroorganismen ein: Kleine Partikel von Heu und Gras, die unter anderem Bakterien, Pilze und Pollen enthalten, treten in ihre Atemwege ein. Auf diese Weise lernt die Körperabwehr harmlose Stoffe von echten Krankheitserregern zu unterscheiden und angemessen zu reagieren. In einer sterilen Umgebung wird ein Mensch eher überempfindlich und entwickelt schneller Allergien.

Stallmäuse sind gesünder

Nun bestätigen Studien an Mäusen, dass Bakterien eine wichtige Rolle dabei spielen, das Immunsystem vor einer überschießenden Reaktion zu bewahren. Für das Experiment platzierte eine Forschungsgruppe Mäuse direkt in einem Kuhstall. Das Ergebnis: Die Versuchsgruppe, die auf dem Bauernhof zur Welt kam, reagierte weniger stark auf ein künstliches Allergen, als die Mäuse, die aus der Labor-Tierhaltung stammten. Wenn die Mäuse erst vier Wochen nach der Geburt dorthin verlegt wurden, war der Schutz leicht weniger ausgeprägt. Auch die Darmflora der Tiere unterschied sich je nach Lebensbedingungen: Im Verdauungstrakt von Bauernhofmäusen war die Vielfalt an Bakterien größer und eine bestimmte Art von Viren war zahlreicher vorhanden. Es bleiben zwar noch viele Fragen offen, allgemein wird jedoch eine enge Wechselwirkung zwischen Bakterien und der menschlichen Physiologie immer offensichtlicher.


Quellen: