Hyposensibilisierung ist der ein wenig holprige Fachbegriff für eine „Allergie-Impfung“. Medizinisch wird sie auch als spezifische Immuntherapie oder Allergie-Immuntherapie bezeichnet.
Heuschnupfen-Geplagte wissen ein Lied davon zu singen: Sie können Jahr für Jahr so gut wie möglich Pollen aus dem Weg gehen, täglich Haare waschen oder das Kopfkissen wechseln, Pollenfilter nutzen und Medikamente einnehmen – der Heuschnupfen wird trotzdem immer zu spüren sein. Im schlimmsten Fall lösen Allergien schwere Erkrankungen wie Bronchitis und Asthma aus. Dann ist häufig der Leidensdruck zu groß und der Allergie wird der Kampf angesagt – mittels Hyposensibilisierung.1
Einfaches Prinzip für einen langen Atem
Das Prinzip klingt einfach: Bei Allergikern reagiert das Abwehrsystem auf im Grunde harmlose Substanzen. Abwehrzellen stufen diese fälschlicherweise als unerwünschte Eindringlinge ein. Mit einer Hyposensibilisierung soll diese Überreaktion verringert werden. Die Konfrontation mit kontrollierten Mengen eines bestimmten Allergens löst einen Gewöhnungseffekt der Abwehrzellen an diese Allergene aus. Die Hyposensibilisierung ist also eine Art Training – hin zu mehr Toleranz. Das Problem dabei: Die Hyposensibilisierung ist ein langwieriges Unterfangen und kann schon mal einige Jahre dauern. Patienten müssen sich also entscheiden, ob sie eine schnell wirksame, aber kurzfristige Linderung der Symptome anpeilen oder eine lang andauernde Behandlung der Ursachen.1
Mehr Toleranz gegen Allergene
Um über einen längeren Zeitraum hinweg den Organismus an ein bestimmtes Allergen zu gewöhnen, wird es in Tabletten-, Tropfen- oder Spritzenform immer wieder verabreicht. Das kann täglich, in Vier- oder Sechs-Wochen-Abständen der Fall sein. Je nach Darreichungsform wird von einer subkutanen (per Spitze) oder sublingualen (Tablette oder Tropfen) Immuntherapie gesprochen. Die wiederholte Gabe der Substanz, gegen die eine Allergie besteht, führt zu einer Veränderung der Immunantwort im positiven Sinne (Immunmodulation). Eine sogenannte Immunologische Toleranz entsteht, sodass das Immunsystem nicht mehr oder weniger stark auf den Auslöser reagiert.2
Einen Haken hat die Hyposensibilisierung allerdings noch: Sie ist bei einigen Erkrankungen nicht möglich, so etwa bei schwerem Asthma. Bei leichtem bis mittelschwerem allergischen Asthma kann sie jedoch das Mittel der Wahl sein. Früher galt Asthma als ungeeignet für eine Hyposensibilisierung. Mittlerweile haben zahlreiche Studien gezeigt, dass eine spezifische Immuntherapie auch bei Asthma hilfreich sein und zum Beispiel die Cortison-Dosis deutlich reduzieren kann. Grundsätzlich sind es eher Patienten mit Insektengift-, Pollen- und Hausstaubmilbenallergien, die auf die Therapie besonders gut ansprechen.2