Wir starten eine neue Serie, in der wir gängige Mythen rund um chronische Lungenerkrankungen aufklären. Wie es um Sport und Asthma steht, haben wir uns bereits in einem früheren Beitrag angesehen. Diesmal werfen wir einen Blick auf COPD und die essenzielle Frage: „Ist Sport bei COPD überhaupt möglich?“ Die Antwort darauf hat der renommierte Lungenfacharzt, Univ.-Prof. Dr. Bernd Lamprecht.

COPD-Mythen aufgeklärt: Darf man mit COPD-Sport machen?
Wir starten eine neue Serie, in der wir gängige Mythen rund um chronische Lungenerkrankungen aufklären. Wie es um Sport und Asthma steht, haben wir uns bereits in einem früheren Beitrag angesehen. Diesmal werfen wir einen Blick auf COPD und die essenzielle Frage: „Ist Sport bei COPD überhaupt möglich?“ Die Antwort darauf hat der renommierte Lungenfacharzt, Univ.-Prof. Dr. Bernd Lamprecht.
Starten wir doch gleich mit der spannendsten Frage: Sollten Menschen mit COPD besser auf Sport verzichten?
Lamprecht: Es sollte kein Verzicht auf sportliche Betätigung erfolgen, weil dadurch die Belastungstoleranz weiter abnehmen und eine Dekonditionierung eintreten kann. Das Ausmaß bzw. die Intensität der sportlichen Aktivität muss aber selbstverständlich an den Schweregrad der Erkrankung und die verfügbare Lungenfunktion angepasst sein.
Gibt es dennoch Sportarten, die bei COPD nicht empfohlen werden?
Lamprecht: Bei COPD gibt es bei der Auswahl an Sportarten nur wenige Einschränkungen. Abhängig von der individuellen Lungenfunktion kann aber beispielsweise Tauchsport oder Aktivität in sehr großer Höhe (bei dort geringerem Sauerstoffangebot) mit Gefahr verbunden sein. Auch Aktivitäten, die abruptes und kräftiges Drücken, Stoßen oder Ziehen erfordern können überfordernd und belastend sein.
Wie können Betroffene erkennen, ob sie sich beim Training überlasten?
Lamprecht: Ein eindeutiges Zeichen der Überlastung bzw. Überforderung ist ein zu starker Abfall der Sauerstoffsättigung, die mittels Fingerpulsoxymeter überprüft werden kann. Für Atemwegs- und Lungenerkrankungen ist ein Abfall der Sauerstoffsättigung unter Belastung typisch, allerdings soll die Trainingsintensität so gewählt werden, dass dieser Abfall nicht zu stark ist.
Was ist hier zu empfehlen?
Lamprecht: Die Sauerstoffsättigung sollte auch unter Belastung um 90% und jedenfalls nicht längerfristig unter 88% liegen. Andernfalls ist durch Sauerstoffmangel kein positiver Trainingseffekt an der Muskulatur möglich.
Worauf sollte man mit COPD achten, wenn man sportlich aktiver werden möchten?
Lamprecht: Die Atemtechnik mit ausreichender Betonung der Ausatmung ist wichtig, um eine dynamische Überblähung der Lunge unter Belastung zu vermeiden. Das Tempo sollte bei allen Aktivitäten so gewählt werden, dass ausreichend Zeit für eine möglichst vollständige Ausatmung zur Verfügung steht.
Gibt es Unterschiede im Training je nach Krankheitsphase?
Lamprecht: Die Trainingsintensität und Trainingsdauer, die in stabilen Phasen der Krankheit gut möglich ist, müssen in Phasen verstärkter Symptome/Beschwerden unbedingt reduziert werden, um eine Überlastung zu verhindern. Auch hier kann die Messung von Puls, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung eine hilfreiche Unterstützung sein.
Bernd Lamprecht ist Professor für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie an der Medizinischen Fakultät der Johannes-Kepler-Universität Linz. Seit 2013 leitet der die Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum und ist aktuell Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie.