Bronchienerweiternde Medikamente gehören zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen für Asthma- und COPD-Patient:innen.
Lungenerkrankungen werden unter anderem mit zahlreichen verschiedenen Medikamenten behandelt. Laufende Entwicklungen sorgen dafür, dass immer wieder neue dazukommen. Nach ihren Hauptwirkungen können die Medikamente in bronchienerweiternde Medikamente (Bronchodilatatoren), anti-entzündliche Arzneimittel und Antibiotika eingeteilt werden. Der gewünschte therapeutische Effekt kann also auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn zum Beispiel eine Patientin oder ein Patient einen Wirkstoff nicht gut verträgt.1
Bronchodilatatoren sorgen für eine Entspannung der glatten Muskulatur in den Wänden der Bronchien und somit eine Erweiterung der Atemwege. Dies wird abhängig von der Wirkstoffgruppe über unterschiedliche Mechanismen erreicht, was es ermöglicht, die Medikamente auch miteinander zu kombinieren. Die wichtigsten bronchienerweiternden Medikamente sind Beta-Sympathomimetika, Anticholinergika und – mit gewissen Einschränkungen – Xanthine. Die Medikamente lindern Symptome, können aber die Grunderkrankung nicht heilen.2
Beta-2-Sympathomimetika
Beta-2-Sympathomimetika erweitern die Bronchien über Beta-Rezeptoren. Sie bedingen entspannte glatte Muskeln in den Wänden der Bronchien. Die Spannung wird physiologisch durch das vegetative Nervensystem reguliert, und zwar insbesondere über den sogenannten „Sympathikus“. Mithilfe von Botenstoffen, die an Rezeptoren binden, vermittelt er an die Muskelzellen das Signal zur Relaxation. An diese Rezeptoren docken auch die Beta-2-Sympathomimetika an. Auf diesem Weg verringern Medikamente dieser Substanzgruppe die Muskelspannung in den Bronchien und führen so zu einer Erweiterung der Atemwege. Auch die Schleimbildung wird durch Beta-2-Sympathomimetika reduziert.2
Beta-2-Sympathomimetika werden als Basistherapie allen Asthma- und COPD-Patient:innen verschrieben. Sie werden allerdings manchmal nur als Bedarfsmedikation eingesetzt, also wenn akute Beschwerden gelindert werden sollen. Die erweiternde Wirkung auf die Atemwege setzt sehr schnell ein. In höheren Krankheitsstadien werden Beta-2-Sympathomimetika auch zur Dauertherapie verschrieben. Meist werden sie inhalativ eingenommen, also als Dosieraerosol, Spray oder per Inhalator. Dadurch bleiben ihre Effekte großteils lokal auf Lunge und Atemwege beschränkt. Zu möglichen Nebenwirkungen zählen Zittern, Schwitzen, innere Unruhe, Schlafprobleme sowie eine Zunahme der Herzfrequenz bis hin zu Herzrhythmusstörungen.2
Anticholinergika
Anticholinergika erweitern die Bronchien über Acetylcholin-Rezeptoren. Anticholinergika docken bei sogenannten muskarinischen Acetylcholinrezeptoren an und hemmen die Wirkung des natürlichen Botenstoffs Acetylcholin. Dadurch entspannt die glatte Muskulatur und die Bronchien erweitern sich. Auch die Schleimproduktion wird durch Anticholinergika vermindert.2
Anticholinergika werden vor allem bei COPD eingesetzt. Ihre bronchienerweiternde Wirkung setzt zwar etwas verzögert ein, hält aber dafür länger an. Bei Asthma werden Anticholinergika jedoch nur in zweiter Linie nach Beta-2-Sympathomimetika eingesetzt. Wie bei Beta-2-Sympathomimetika werden Anticholinergika meist inhalativ eingenommen, in Tabletten-, Spritzen- oder Infusionsform eher nur als Notfallmedikamente. Sie sind gut verträglich und nebenwirkungsarm, verursachen aber manchmal Mundtrockenheit. Sie können auch für Herzrhythmusstörungen, Blutdruckanstieg, Stuhlprobleme, Harnverhalt und neurologische Symptome wie Unruhe und Halluzinationen verantwortlich sein.2
Xanthine
Xanthine erweitern die Bronchien über den Botenstoff cAMP. Theophyllin, das weitaus am häufigsten eingesetzte Medikament aus der Gruppe der Xanthine, entfaltet den bronchienerweiternden Effekt über eine (unselektive) Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase. Dadurch kommt es zu einer Erhöhung des Signalmoleküls cAMP in den Muskelzellen der Bronchialwände. Dies bewirkt eine Entspannung der Brochialmuskulatur und folglich eine Erweiterung der Atemwege. In niedrigen Dosierungen hat Theophyllin zudem eine leichte anti-entzündliche Wirkung. Bei Asthma und COPD gehört Theophyllin zu den Ersatzmedikamenten und wird erst eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht zielführend sind. Der Blutspiegel muss laufend kontrolliert werden, um Nebenwirkungen bei hoher Dosierung zu verhindern.2
Theophyllin wird meist als Spritze oder Infusion verabreicht, es ist aber auch als Tablette, Tropfen oder Sirup erhältlich. Das Spektrum der möglichen Nebenwirkungen von Theophyllin erstreckt sich von Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall über Herzrhythmusstörungen bis hin Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Verwirrung und Krampfanfällen.2