Biomarker in aller MundeIm ärztlichen Fachgespräch, in Befunden oder Fachtexten ist immer wieder von Biomarkern die Rede. Was sind Biomarker eigentlich und was können sie?
In der Medizin sind Biomarker messbare Parameter biologischer Prozesse, die prognostische oder diagnostische Aussagekraft haben und daher als Indikatoren zum Beispiel für Krankheiten herangezogen werden.1 Biomarker sind „molekulare Whistleblower“, sie bringen Licht ins Dunkel und decken wichtige, bisher verborgen gebliebene Hinweise auf Erkrankungen im Körper von Patienten auf. Bei Krebstherapien bedeutet das beispielsweise, dass individuelle Hinweise im Körper der Patienten entscheiden, wer von welcher Therapie am meisten profitieren kann. Das bedeutet: Biomarker sind von entscheidender Bedeutung, um eine Behandlung individuell anzupassen.2
Biologische Merkmale
Ein Biomarker ist ein biologisches Merkmal, das im Blut oder in Gewebeproben gemessen und bewertet werden kann. Er zeigt krankhafte Veränderungen auf, kann aber auch biologisch normale Prozesse im Körper nachweisen. Biomarker kommen bereits seit langer Zeit zum Einsatz: Beispielsweise ist die Körpertemperatur ein Biomarker für Fieber und der Blutzuckerspiegel relevant für Diabetiker. Auch der Cholesterinspiegel im Blut ist ein Indikator, der Auskunft über ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt.2 Biomarker können genetische, anatomische, physiologische oder biochemische Merkmale sein und sie müssen objektiv messbar sein.3 Durch den Nachweis oder das Fehlen von bestimmten physiologischen oder krankhaft veränderten Eigenschaften können diagnostische Biomarker Patienten entsprechenden Krankheitsbildern zuordnen. Prädiktive Biomarker können mithilfe von diagnostischen Tests gemessen werden. Der Arzt bekommt damit eine Entscheidungshilfe an die Hand, wie wahrscheinlich ein Patient auf ausgewählte Therapien ansprechen wird. Anhand von prognostischen Biomarkern können Aussagen über den voraussichtlich zu erwartenden Krankheitsverlauf getroffen werden.2 Je nachdem was gemessen wird, kann mit Biomarkern zum Beispiel gezeigt werden,4
- ob bestimmte Vorgänge im Körper normal ablaufen oder es Hinweise auf eine Krankheit gibt,
- ob man ein Risiko hat, eine bestimmte Krankheit zu bekommen,
- wie sich eine vorhandene Krankheit vermutlich weiter entwickeln wird (Prognose),
- ob eine bestimmte Behandlung (zum Beispiel mit einem Medikament) bei einem Patient wirken kann,
- ob eine schon begonnene oder abgeschlossene Behandlung tatsächlich die erwünschte Wirkung zeigt.
Die Bedeutung von Biomarkern nimmt in der Medizin, insbesondere in der Krebsbehandlung, immer mehr zu. Neuartige, molekulare Biomarker werden auch als Schlüssel für die sogenannte personalisierte Medizin betrachtet. Sie machen es möglich, Behandlungen individuell anhand ganz bestimmter Merkmale eines Patienten auszuwählen. So wird bei Krebserkrankungen geprüft, ob bei einem Patienten molekulare Biomarker vorhanden sind. Einige Medikamente können nur dann wirken, wenn ein bestimmter Marker im Körper nachweisbar ist. Bei anderen Krankheiten kann mithilfe von Biomarkern schon sehr früh erkannt werden, ob jemand an einer bestimmten Krankheit leidet – möglichst schon bevor sich die ersten Krankheitszeichen bemerkbar machen. So nutzt man zum Beispiel auch im Rahmen des sogenannten Neugeborenenscreenings verschiedene Biomarker-Tests, um möglichst früh erbliche Erkrankungen behandeln zu können.4