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Was ist Alpha-1-Antitrypsinmangel?

24.01.2022

Alpha-1-Antitrypsinmangel ist eine Erbkrankheit, die die Lunge, die Leber und selten auch die Haut betrifft. In der Lunge verursacht sie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung.

Bei einem Alpha-1-Antitrypsin (AAT)-Mangel fehlt der Eiweißstoff Alpha-1-Antitrypsin oder wird nicht mehr in ausreichender Menge hergestellt. In der Lunge kommt es durch den Mangel zu einer chronischen Entzündung der Bronchien, der COPD. Die Wände der Lungenbläschen verlieren ihre Elastizität, in der Folge entsteht eine Überblähung der Lunge, ein sogenanntes Lungenemphysem. Die Lunge ist damit nur noch eingeschränkt zum Gasaustausch fähig.

AAT ist ein Eiweißstoff, der in der Lunge bestimmte Enzyme, sogenannte Proteasen, ausschaltet. Proteasen schützen das Gewebe bei Entzündungen und chronischen Reizprozessen. Fehlt AAT oder ist es nicht in ausreichender Menge vorhanden, kommt es zu einer ungehemmten und überschießenden Aktivität der Proteasen und zu Zerstörung von Gewebe.1

Selten, aber vererbbar

AAT-Mangel ist etwa so häufig wie zystische Fibrose, wird jedoch häufig lange nicht erkannt.

Von den ersten Symptomen bis zur Diagnose vergehen oft Jahre.2 Es handelt sich dabei um eine seltene Stoffwechselerkrankung, die von den Eltern an ihre Kinder vererbt werden kann. Weniger als fünf von 10.000 Menschen sind davon betroffen.1 Die European Lung Foundation (ELF) geht davon aus, dass bei etwa einem von zehn erkrankten Menschen der AAT-Mangel entdeckt wird.3

Bei Menschen unter 45 Jahren, die an einem Lungenemphysem erkranken, tritt häufig der Verdacht auf, dass ein AAT-Mangel die Ursache sein könnte. Gleiches trifft auf Nicht- oder Wenig-Raucher*innen, Betroffene mit Emphysemen oder Lebererkrankungen in der Familiengeschichte, oder Menschen mit Lebererkrankungen zu.Lebererkrankungen können noch deutlich früher – auch im Kindes- und Jugendalter – auftreten. Typisch ist eine Gelbfärbung der Haut bei Neugeborenen, die nur vorübergehend ist. Lebererkrankungen treten bei AAT-Mangel weniger häufig auf als Erkrankungen der Lunge. Hauterkrankungen sind besonders selten.1

Für die Diagnose von AAT-Mangel wird zunächst der AAT-Spiegel im Blut gemessen. Ist der Wert erniedrigt, kann eine molekulargenetische Analyse durchgeführt werden, die den AAT-Mangel bestätigt. Nach Experten-Empfehlungen sollen folgende Patientengruppen auf einen AAT-Mangel getestet werden1:

Menschen mit

  • Lungenemphysem,
  • COPD,
  • Asthma mit nicht vollständig reversibler Atemwegsobstruktion,
  • Bronchiektasen ungeklärter Ursache,
  • Lebererkrankung unklarer Ursache,
  • Erwachsene mit nekrotisierender Pannikulitis,
  • Erwachsene mit c-ANCA-positiven (Anti-PR-3-positive) Vaskulitiden,
  • Geschwister und Kinder von Menschen mit homozygotem AAT-Mangel.

 

Bei Patient*innen mit AAT-Mangel werden Lungenfunktionstests – zum Beispiel Spirometrie, Lungenvolumenmessung oder Diffusionskapazität für Kohlenmonoxid – durchgeführt, um den Schweregrad der Lungenerkrankung zu beurteilen und das Fortschreiten der Erkrankung zu überwachen.2 Die Behandlungsrichtlinien bei AATM entsprechen denen der COPD. Es steht jedoch auch eine spezifische Therapieoption zur Verfügung, bei der Betroffene das Eiweiß Alpha-1-Antitrypsin als Infusionslösung erhalten.1