Sind pflanzliche Wirkstoffe immer harmlos und gut verträglich? Pflanzliche Wirkstoffe gelten oft als besonders „sanft“. Viele Menschen greifen darum gerne auf pflanzliche Alternativen zurück. Doch auch bei der Anwendung von Naturheilmitteln sollten Sie einige Punkte beachten.
Pflanzliche Arzneimittel enthalten hochwirksame Inhaltsstoffe
Die Pflanzenheilkunde gilt oft als natürliche und sanftere Alternative zu chemischen Wirkstoffen. Allerdings wird oft unterschätzt, dass auch Pflanzen hochwirksame Inhaltsstoffe enthalten. In der Pflanze liegt zudem immer eine Mischung aus vielen verschiedenen Inhaltsstoffen vor. Deren genaue Zusammensetzung und Konzentration ist abhängig von Klima, Standort, Erntezeitpunkt und der nachfolgenden Trocknung und Lagerung. Darum unterliegen pflanzliche Arzneimittel strengen Kontrollen, durch die eine Standardisierung und ein gleichbleibender Wirkstoffgehalt garantiert werden.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sind möglich
Die Gefahr für Neben- und Wechselwirkungen wird bei Pflanzenpräparaten häufig als gering eingeschätzt. Doch auch hier können unerwünschte Wirkungen auftreten. Das sollten Sie beachten:
- Wenn Sie bereits Medikamente gegen Asthma, COPD oder andere Erkrankungen einnehmen, sollten Sie auch bei scheinbar harmlosen Pflanzenmitteln mögliche Wechselwirkungen mit Ihrem Arzt besprechen.
- Vorsicht bei Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln mit Pflanzenmischungen und exotischen Pflanzen, vor allem bei Internetkäufen. Bei vielen ist nicht klar, ob sie gesundheitlich unbedenklich und sicher sind.
- Tees aus Heilkräutern sollten nicht ständig getrunken werden (z.B. kann Pfefferminztee auf Dauer zu Magenreizungen führen).
Drei Beispiele für pflanzliche Präparate, bei denen besondere Vorsicht geboten ist:
- Pflanzliche Abführmittel: Verbraucherschützer warnen vor Anthrachinon-haltigen Präparaten wie Sennesblätter, Faulbaumrinde, Rhabarberwurzel oder Aloe. Sie greifen stark in den Salz- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers ein und sollten nur kurzfristig angewendet werden.
- Johanniskraut: Gilt als milder und natürlicher Stimmungsaufheller, hat aber häufig Nebenwirkungen. Es kann die Wirkung von anderen Arzneimitteln beeinflussen (Herzmedikamente, Antibiotika), den weiblichen Zyklus beeinflussen (Zwischenblutungen, Nicht-Wirksamkeit der „Pille“) und bei Sonneneinstrahlung zu starken phototoxischen Hautreaktionen führen.
- Ätherische Öle: Ätherische Öle aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Kampfer werden bei Erkältungen oder in durchblutungsfördernden Salben und Einreibungen eingesetzt. Sie können jedoch die Haut und eine vorgeschädigte Lunge reizen, Allergien auslösen und sind in höherer Dosis giftig für Nieren, Atemwege und das Nervensystem. Vor allem bei Kindern ist hier Vorsicht geboten.