Einblick zu Lungentransplantationen

26.11.2018

Einblick zu Lungentransplantationen

 

Wenn chronische Lungenerkrankungen trotz aller therapeutischen Maßnahmen fortschreiten, wird das Atmen für die Betroffenen zur Qual. Eine elementare Funktion des Körpers versagt zunehmend. Die körperliche Belastbarkeit schwindet.

Wann kommt es zu Lungentransplantationen?

Transplantationen sind komplexe Eingriffe. Diese stehen erst im Raum, wenn alle anderen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind. Lungentransplantationen stellen für chronisch lungenkranke Patienten oft die einzige Chance auf eine Verbesserung der Lebensqualität und der Lebenserwartung dar. Die Indikation zu einer Transplantation ist durch u.a. eine stetige Verschlechterung des Zustandes gegeben. Mediziner unterscheiden zwei Patientengruppen mit Lungenerkrankungen im Endstadium: Patienten mit Erkrankungen des Lungengewebes (parenchymatöse Erkrankungen) und solche, deren Erkrankungen die Lungengefäße betreffen (vaskuläre Erkrankungen). Zu den erstgenannten gehören beispielsweise die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die Mukoviszidose bzw. cystische Fibrose (CF), die Sarkoidose und ähnliche Erkrankungen. Vaskuläre Lungenerkrankungen, die eine Transplantation erfordern können, sind beispielsweise primäre oder sekundäre pulmonale Hypertonie durch chronische Gefäßerkrankungen. Viele der Transplantations-Kandidaten benötigen eine Sauerstoff–Langzeittherapie. Die verbliebene körperliche Leistungsfähigkeit wird durch einen Geh-Test ermittelt. Wichtige Parameter für die Entscheidung zur Transplantation sind das Alter, der Allgemeinzustand und die Funktionstüchtigkeit aller anderen Organe.

Wo wird die Transplantation durchgeführt?

In Österreich besitzen nur wenige Kliniken ein Transplantationszentrum. Der Eingriff einer Lungentransplantation ist komplex. Er wird nur an den drei Hauptstandorten in Österreich durchgeführt. Zwei Transplantationszentren haben sich auf bestimmte Organe spezialisiert. Die derzeit vier österreichischen Transplantations-Standorte sind die drei Universitätskliniken in Wien, Innsbruck und Graz sowie das Krankenhaus der Elisabethinen in Linz. Die drei erstgenannten Kliniken führen alle gewünschten Transplantationen durch. Dabei ist der Standort Innsbruck insbesondere auf Bauchspeicheldrüsen-Transplantationen spezialisiert. Im Linzer Transplantationszentrum werden nur Nierentransplantationen durchgeführt.

Wie lang sind die Wartezeiten auf ein Spenderorgan?

Die Wartezeit kann bei weniger hoher Dringlichkeit bis zu drei Jahre dauern. Bei hoher Dringlichkeit dauert es in der Regel einige Monate, bei Akutfällen meist nur wenige Tage bis zum Transplantations-Termin. Alle Patientendaten liegen bei der Eurotransplant-Zentrale im niederländischen Leiden vor. Sie werden dort nach Dringlichkeit eingestuft. Einige Universitätskliniken haben Zugriff auf außereuropäische Organzentren.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden?

Neben den genannten Grundvoraussetzungen auf Patientenseite entscheiden die Blutgruppen-Übereinstimmung und die Größe des Spenderorgans über das Gelingen der Operation. Für den geplanten Eingriff kann eine zu große Lunge in gewissem Umfang operativ verkleinert werden.

Wie läuft die Transplantation ab?

Heute wird fast immer die beidseitige Lungentransplantation ausgeführt. Um die Funktionsfähigkeit der Spenderlunge zu prüfen, unterzieht das Operationsteam sie verschiedenen Funktionstests. Man beatmet das Spenderorgan, damit es sich mit Sauerstoff anreichert. Sodann wird die Narkose eingeleitet. In den meisten Fällen übernimmt eine Herz-Lungen-Maschine während der Operation Beatmung und Sauerstoffversorgung. Trifft die Spenderlunge im Operationssaal ein, kann die nicht mehr funktionsfähige Lunge entnommen werden. Im Anschluss müssen die Bronchien, die Lungenvenen mitsamt einem Teil des Herzvorhofes, sowie die Lungenarterien von Spenderlunge und Empfänger operativ verbunden werden. Sobald die Durchblutungsfähigkeit hergestellt ist, beginnt die neue Lunge zu arbeiten. Die Mediziner schließen den Brustkorb. Der Patient kann nun auf die Intensivstation verlegt werden. Er liegt im Tiefschlaf, damit der Körper regenerieren kann. Wenn der Operierte aus dem Narkose-Tiefschlaf erwacht, wird die Lungenfunktion überprüft. Die künstliche Beatmung wird eingestellt, sobald der Patient selbstständig atmen kann. Die meisten Transplantationspatienten erleben das Atmen ohne die gewohnten Beschwerden als Befreiung. Verläuft die Heilung komplikationsfrei, können die Patienten die Intensivstation nach maximal sieben Tagen verlassen. Im Anschluss erfolgt die physiotherapeutische Mobilisation. Nach drei bis vier Wochen können die Transplantations-Patienten oft entlassen werden. Sie bedürfen lebenslanger medizinischer Betreuung und müssen gegen die Abstoßungsreaktionen dauerhaft Immunsuppressiva einnehmen. In einigen Fällen wird das transplantierte Organ trotz aller Sorgfalt abgestoßen. In diesem Fall wird eine erneute Transplantation notwendig.